Die Coronakrise hat dem Online-Handel einen enormen Boom verschafft. Mehr als 70 % der Deutschen kauften in den letzten 12 Monaten mindestens einmal online ein.

Manche stellen auch die Behauptung auf, dass die Online-Bestellungen, die Umwelt entlastet. Mehrere Studien belegen jedoch, dass es sich eher um eine Belastung handelt. Die CO2-Bilanz es beim Onlinehandel wesentlich höher, als wenn man beim Laden um die Ecke einkaufen geht. Der Ausstoß im Vergleich zum stationären Handel liegt bei ungefähr 240 %.

Die Auffälligkeit des Transports

Private Einkäufer können die Ladungen nicht planen, wie Transportunternehmen. Dennoch geht der Trend zu den individuellen Lieferungen. Angestrebt werden immer kürzere Lieferzeiten zu Wunsch-Uhrzeiten. Dabei handelt es sich um die sogenannten „Prime“-Dienste. Die Lieferanten sind jedoch nicht so sparsam, wie man es gerne hätte. Amazon geht beim regulären Lieferdienst einen Schritt weiter und liefert sogar innerhalb von ein bis zwei Stunden die Waren. Das fordert einen hohen logistischen Aufwand. Ein Lieferwagen transportiert die Waren durch halb Deutschland. 10 tausende Lieferwagen der Post liefern täglich Pakete und Briefe aus. 6000 StreetScooter werden elektrisch angetrieben und liefern ihre Waren umweltverträglicher aus.

Das Scheitern der Lieferungen

Das Problem ist, dass viele Kunden bei der Lieferung selbst in der Regel gar nicht zu Hause sind. So muss das Paket wieder mitgenommen werden. ¼ der Zustellungen klappen nicht beim ersten Mal. In der Regel müssen die Besteller ihr Paket trotzdem dann noch persönlich abholen. Das bringt wieder weitere Wege mit sich und eine schlechtere Öko-Bilanz. Dazu kommt, dass viel Kleidung über Internet auch als Retour wieder zurückgeschickt wird. Täglich kann das bis zu 800.000 Pakete sein, die einen CO2-Ausstoß von 400 t bewirken. Das entspricht ungefähr 224 Autofahrt von Frankfurt nach Peking.

Vernichtung von Neuwaren

Die Rücksendungen sind nicht das einzige Problem. Onlinehändler versuchen ihre Produktfotos bestmöglich zu gestalten, die Größen detailliert anzugeben und so den Retouren zu verringern. Das Problem ist, dass kostenfreie Retouren zu gerne genutzt werden. 2018 rückte der Skandal um Amazon in den Hintergrund, der Retouren einfach vernichtete und sie nicht weiterverkauft oder spendete. Für die Händler ist es manchmal kostengünstigere Produkte zu vernichten, als sie anderweitig zu entsorgen. Sie müssen die Waren ansonsten auf die Funktionsfähigkeit überprüfen und neu verpacken. Weitere gesetzliche Regelungen sind hier notwendig, um die Vernichtung von neu waren und kostenfreie Rücksendungen zu reglementieren bzw. Zu verhindern. Viele profitieren inzwischen mit dem Amazon FBA Programm von dem Service, den Amazon bietet: Keinerlei Aufwand mehr mit Versand & Retouren.

Mehrweg-Verpackungen

Ein weiteres Problem sind Einzelbestellungen für die Umweltbilanz. Für die Güter gibt es individuelle Verpackungen, die für Langstrecken zudem aufwendiger sein müssen. Rücksendungen sind meist nicht in der eingetroffenen Verpackung wieder verwendbar. Manche Anbieter bieten in der Zwischenzeit auch schon Mehrweg-Behälter an. Die meisten nutzen jedoch ressourcenfressende Einwegsysteme und damit verbunden Standardgrößen von Verpackungen, die sie mit Füllmaterial auffüllen. Besonders gestiegen sind außerdem Lebensmittelbestellungen, die ein weiteres mehr an Verpackungen mit sich bringen. Gekühlte Lebensmittel benötigen beispielsweise Kühlakkus und Isoliermaterial. Durch den Onlinehandel verschwinden teilweise Geschäfte im Innenstadtbereich, was dazu führt das in der Regel dazu, das weitergefahren werden muss, um einkaufen zu können.

Verstopfte Straßen

Stau ist die Plage unserer Zeit. Die Lieferwagen führen zu verstopften Straßen und bringen damit einen ökologischen Albtraum für die Natur mit sich. In den Großstädten stauen sich die Autos. Das Gegenstück ist trotzdem, dass manchmal das Versenden eines Paketes klimafreundlicher sein kann, als eine Autofahrt. Forscher haben herausbekommen, dass der Paketversand im Vergleich nur ¼ des Treibhausgases verursacht, im Vergleich zum persönlichen Einkauf mit dem Auto.